Sogenannte „Sterilisation der Kätzin“
Ich möchte hier mal am Beispiel einer „banalen“ Operation zeigen, wie wir das in meiner Praxis so handhaben. Die Operation kostet landläufig ca 140 Euro.
In der Qualität der Ausführung, vor allem in der angewendeten Narkose und dem Schmerzmanagement gibt es aber deutliche Unterschiede. Die Operation sollte so erfolgen, dass die Katzen einschlafen ohne zu brechen und auch etwa 15–30 min nach dem Eingriff wieder wach sind. Die alten Narkosemittel, die oft noch in sehr kleinen Praxen üblich sind sind für mich obsolet, weil sie Nebenwirkungen haben und sehr die Nieren schädigen. Allein schon die viel zu lange anhaltende Unterkühlung der Tiere ist Grund genug die alten Mittel,und das nur wegen ein paar Euro, nicht mehr anzuwenden.
Kätzinnen werden im allgemeinen vor oder kurz nach Eintritt der ersten Rolligkeit operiert. das heisst zwischen 6- 9 Monaten. Im zeitigen Frühjahr tritt die erste Rolligkeit sehr früh auf, es kann sein, dass eine Jungkatze schon im März trächtig wird. In USA wird extrem früh operiert, sogar schon mit 4 Monaten. In Deutschland hält man das für abträglich für die Persönlichkeitsentwicklung der Katze. Absolut falsch ist es, wenn man sagt, das die Katze vor der OP erst mal Junge gehabt haben sollte, das bringt der Katze keinerlei Vorteile.
Unter Sterilisation versteht man im eigentlichen medizinischen Sinne ein Abbinden und Heraustrennen der Eileiter. Bei der Katze macht man aber immer eine Ovariektomie, es werden die kompletten Eierstöcke entfernt. Eine nur „sterilisierte“ Katze würde weiter rollig, aber nicht schwanger werden, es würden sich in über 90% der Fälle Eierstockszysten und eine Gebärmuttervereiterung entwickeln. Das hängt mit besonderen hormonellen Umständen zusammen.
Zum OP Ablauf:
Die Katzen sollten nüchtern (8 Stunden keine Futteraufnahme, Wasser bis zum Schluss) morgens in die Praxis gebracht werden: Vor der OP werden sie gewogen und kurz untersucht. Wir haben eine neue Narkose, die aus vier verschiedenen Komponenten besteht. Sie ist extrem sicher und ruft vor allem keinen Brechreiz hervor. Durch die multimodale Zusammensetzung kann sie gesteuert werden und baut sich extrem schnell ab. Die Tiere können schon etwa nach wenigen Stunden wieder nach Hause gegeben werden können. Zeitgleich wird ein Schmerzmittel präoperativ gespritzt.
Die Katze wird kopfüber an einem Gestell aufgehängt. Dadurch fallen die Organe nach unten und die Eierstöcke sind gut zugänglich. Keine Angst, der Katze macht diese Haltung nichts aus, es „steigt ihr nicht das Blut in den Kopf“, ermöglicht aber den superkleinen Schnitt |
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Hier sieht man den vorgelagerten Eierstock. Er ist abgeklemmt und mit Fäden aus auflösbarem Material abgebunden. Der ganze Bereich zwischen den Fäden wird entfernt. Also Eierstock, Eileiter und die Eierstockstasche mit der Uterushornspitze. Dadurch wird die Katze nicht mehr rollig und auch nicht mehr schwanger. Die Operation kann ab dem 6–7 Lebensmonat erfolgen, dann sind auch die Geschlechtsorgane voll entwickelt. |
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Neuerdings vewenden wir “Ligaclips” um die Gefässe abzubinden, eine besonders sichere und moderne Variante. Röntgt man eine Katze später kann man erkennen, dass sie “sterilisiert” ist. Die Ligaclips bleiben ein Leben lang sichtbar. (cie beiden hellen Balken im Röntgenbild) |
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So sollte die Wunde nach Verschluss der Bauchdecke aussehen. Länge der Bauchwunde 0,6 cm, also „Bikinischnitt“. Durch diesen Minischnitt können selbst bei Narbenbruch keine Darmschlingen nach aussen vorfallen. |
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Die Wunde wird bei uns entweder mit zwei kleinen Stichen genäht, oder mit Hautkleber verschlossen. Die Länge der Hautwunde beträgt 0,9 cm, weil sie sich beim Kleben etwas zusammenkröpfelt.
Sie liegt direkt hinter dem Bauchnabel.Die Wunde ist mit mit einem Flüssigverband abgedeckt. Man kann die Wunde auch mit ein oder zwei Hautheften verschliessen
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Warum müssen eigentlich Kätzinnen, auch in Einzelhaltung,
kastriert werden ??
Der Grund liegt darin, dass Kätzinnen eine induzierte Ovulation haben, will heissen, dass der Eisprung nicht automatisch wie bei den meisten Tierarten, sondern
erst durch den mechanischen Deckakt des Katers erfolgt. Geschieht dies nicht, z.B. in einer Einzelhaltung, dann bilden sich die nicht gesprungenen Follikel nach dem Eisprung nur sehr zögerlich zurück,
die Katzen werden dauerrollig und aggressiv, und mit den Jahren entgleist das gesamte hormonelle System der Katzen.
Es entwicklen sich Eierstochszysten und damit eine eine hochgradige Gebärmuttervereiterung, eine Pyometra die dann operativ behandelt werden muss.