Der Kreuz­band­riss ist eine der häu­figs­ten Lahm­heits­ur­sa­chen beim Hund. Man unter­schei­det zwi­schen einem vor­de­ren (Kra­nia­len) und einem hin­te­ren (Kau­da­len) Kreuz­band. In fast allen Fäl­len ist das vor­de­re Kreuz­band betrof­fen.






Sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung

Das vor­de­re Kreuz­band zieht von oben-außen nach unten-innen.

Hier ein endo­sko­pi­sches Bild von einem intak­ten Kreuz­band. Man kann erken­nen, daß das vor­de­re Kreuz­band aus sogar aus zwei Antei­len besteht

Beim Men­schen ist der Kreuz­band­riss als aku­te Über­las­tung (v.a. Fuß­ball; Schi­fah­ren) bekannt. Beim Hund ist es eher eine chro­nisch dege­ne­ra­ti­ve Gelenks­er­kran­kung, die schlu­ßend­lich in einem Riss endet.

Was ist ein Kreuz­bandriß und wie ver­läuft die Krank­heit?

Der  Kreuz­band­riss kann akut ver­lau­fen. Typisch dabei ist eine Fuß­ung  des Hun­des auf der Pfo­ten­spit­ze.

Beim Sit­zen bleibt das Bein gestreckt und nach außen gestellt, so dass man die Dia­gno­se schon auf­grund des Lahm­heits­bil­des ver­mu­ten kann.

Klar­heit bringt dann meist ein Abtas­ten des Knies. Man kann eine soge­nann­te “Schub­la­de” aus­lö­sen bzw einen “Tibia Kom­pres­si­ons­test” durch­füh­ren.

Bei stark bemus­kel­ten Hun­den kann für das Aus­lö­sen der Schub­la­de eine Seda­ti­on erfor­der­lich sein.

Im Rönt­gen­bild fin­det man eher unspe­zi­fi­sche Ver­än­de­run­gen wie einen Gelenk­er­guss oder auch die Schub­la­den­fehl­stel­lung oder auch die Dif­fe­ren­ti­al­dia­gno­se wie OCD, Osteo­ar­thri­tis oder Osteo­sar­kom.


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Typi­sche Fuß­ung auf Fusspit­ze
Hin­aus­ge­stell­tes Bein beim Sit­zen

Aus­lö­sen der Schub­la­de ist krank­heits­be­wei­send
Rönt­gen­bild  mit typi­schen Ver­än­de­run­gen

MRT Bild Menis­kus­lä­si­on

Lei­der ist es aber nicht immer so leicht, einen Kreuz­band­riss zu dia­gnos­ti­zie­ren. Es gibt den Fall das Band nur all­mäh­lich, qua­si Faser für Faser ein­reisst.

Man spricht dann von einem Chro­ni­schen Kreuz­band­riss. Mit dem Schwin­den des Kreuz­ban­des ver­dickt sich all­mäh­lich die Gelenk­kap­sel und sta­bi­li­siert das Gelenk.

Das Aus­lö­sen der Schub­la­de gelingt immer weni­ger. Die Dia­gno­se kann zu einer ech­ten Her­aus­for­de­rung wer­den.

Die Dia­gno­se wird übli­cher­wei­se auf­grund der Erfah­rung des Unter­su­chers, oder mit einem MRT oder noch bes­ser mit einer Arthro­sko­pie des Knie­ge­lenks gestellt.

Bei letz­te­rer Metho­de kön­nen auch gleich die Kreuz­band­res­te und abge­ris­se­nen Menis­kus aus dem Gelenk ent­fernt wer­den.

 

Fazit
Chro­ni­sche Kreuz­band­ris­se sind häu­fig unter­dia­gnos­ti­ziert, v.a wenn Sie beid­seits auf­tre­ten und mit Rücken- oder Hüft­pro­ble­mem ver­wech­selt wer­den. Ein Rönt­gen in Kom­bi­na­ti­on mit einer Arthro­sko­pie bringt aber dann doch die Dia­gno­se ans Licht.

Was ver­ur­sacht eigent­lich die Schmer­zen im Knie ?


Sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung der bei­den Menis­ken

Typi­sche Ver­let­zungs­mus­ter des Menis­kus

Das Pro­blem mit den Schmer­zen im Knie liegt tie­fer.

Vor allem  der inne­re (media­le)  Menis­kus wird durch die Bewe­gung beim Lau­fen in der Schub­la­den­stel­lung gequetscht und reisst ein.

Die­se Ver­let­zun­gen des Menis­kus kön­nen auch trotz Knie OP auf­tre­ten und wie­der zu Lahm­hei­ten füh­ren. Dann muss man eine Fol­ge OP durch­füh­ren und die Menis­ken revi­die­ren. Ein soge­nann­tes “Menis­ce­al Release” wird heu­te eigent­lich nicht mehr pro­pa­giert.

Die Band­res­te füh­ren zu einer mas­si­ven Ent­zün­dung, einer “Osteo­ar­thri­tis”. Im Lau­fe der Zeit und insta­bi­len Knie wird sie dann zum domi­nan­ten Schmerz­fak­tor.

Jede Kreuz­band OP beginnt daher mit einem “Clea­ning UP” also Ent­fer­nen der Band­res­te und einer Beur­tei­lung und ggf. Teil­re­sek­ti­on der Menis­ken. Dabei gilt immer wie­der soviel Menis­kus wie mög­lich zu erhal­ten.

Hier ist die arthro­sko­pi­sche Tech­nik natür­lich wie­der unschlag­bar.

Fazit II
Die rich­ti­ge und scho­nen­de Behand­lung der Meni­ski ist der Schlüs­sel zu einem guten Ver­lauf beim Kreuz­band, und viel wich­ti­ger als die Ope­ra­ti­on am Kno­chen selbst.

Wel­che Ope­ra­ti­ons­me­tho­den gibt es ?

Mitt­ler­wei­le sind über 200 Tech­ni­ken zur Behand­lung eines Kreuz­band­ris­ses beschrie­ben wor­den und stän­dig kom­men neue Tech­ni­ken dazu.

Daher ist es beson­ders wich­tig, die für Ihr Tier geeig­ne­te Metho­de zu fin­den und das hängt von vie­len indi­vi­du­el­len Fak­to­ren ab, und KEINE METHODE IST ERFOLGREICH WENN DIE MENISKEN SCHLECHT BEHANDELT WURDEN.

  1. Kon­ser­va­tiv (Ruhig­hal­tung, Mus­kel­auf­bau, Phy­sio­the­ra­pie)
  2. Intra­kap­su­lä­re Tech­ni­ken, (Kreuz­ban­der­satz)
  3. Extra­kap­su­lä­re Tech­ni­ken, (Sta­bi­li­sa­ti­on)
  4.  Umstel­lungs­os­teo­to­mien an der Tibia
1) Kon­ser­va­ti­ve Behand­lung mit Medi­ka­men­ten:

Erfolg 0 — 60 %,

Kos­ten gering, Spä­te Bewe­gung, Arthro­se­ent­wick­lung, Menis­kus­scha­den sekun­där.  Als Schmerz­mit­tel wer­den NSAID  v.a. Coxi­be und ein mono­klon­a­ler Anti­kör­per gegen Schmerz (Libre­la R)  ein­ge­setzt.




2) Künst­li­cher intra­ar­ti­ku­lä­rer Ban­der­satz

Paats­a­ma, Scha­wal­der, Brunn­berg, Z‑Lig

Ein Ban­der­satz wir durch die iso­me­tri­schen Punk­te mit Bohr­ka­nä­len durch das Gelenk geführt und imi­tiert das ursprüng­li­che Kreuz­band.

Ersatz durch kör­per­ei­ge­nes, Fascia lata, oder syn­the­ti­sches Mate­ri­al,

Kos­ten mit­tel ( ca 900€) ;

Z‑LIg ca 1800€

Erfolgs­ra­te bis zu 80% ca 20% Kom­pli­ka­tio­nen.


Z‑Lig Set mit Inter­fe­renz­schrau­ben

Bohr­ka­nä­le beim Z‑Lig
3) Extra­kap­su­lä­re Sta­bi­li­sa­ti­on:

Pri­mär­er­folg beruht auf einer Kap­sel­raf­fung (meist nach Meut­ste­ge)

Sekun­där: Faden­zü­gel aus Nylon oder Geflecht sta­bi­li­siert das Gelenk in der Nicht-Schub­la­den­stel­lung

Mason CCL Line

Tech­nik nach Flo, de Ange­lis, Tight Robe, Mason CCL Line etc.

Kos­ten mittel,ca 1000 €

Erfol­ge bis 92% aller­dings 8 % schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen aber Umstel­lungs­os­teo­to­mie in einer Zweit OP mög­lich.

4) Umstel­lungs­os­teo­to­mie an der Tibia

Die­se Tech­ni­ken beru­hen auf einem völ­lig ande­ren Prin­zip. Statt die Schub­la­de zu ver­hin­dern, ändern sie dyna­misch die Schub­rich­tung wäh­rend der Fuß­ung. Wenn man durch Ver­än­de­run­gen der Schie­fen Ebe­ne den soge­nann­ten “ante­rior tibi­al trust” aus­schal­tet, über­nimmt das hin­te­re Kreuz­band die Funk­ti­on des vor­de­ren Kreuz­ban­des.


Ände­rung des Knie­schu­bes durch Umstel­lungs­os­teo­to­mie

Momen­tan haben sich zwei Metho­den durch­ge­setzt. Die TPLO Tech­nik (rechts) und die TTA Rapid (links)

Bei der TPLO wird ein kreis­för­mi­ger Kno­chen­schnitt in die Tibia gelegt. Dann wird das Pla­teau auf einen Win­kel von ca 8 Grad gedreht und alles wie­der mit einer spe­zi­el­len Plat­te fixiert. Damit ist der Vor­wärtschub im Knie wäh­rend der Fuß­ung aus­ge­schal­tet.

TPLO bedeu­tet Tibia Pla­teau Leve­ling Osteo­to­my

Rota­ti­on des Tibia­pla­teaus durch TPLO

TTA Käfig aus Titan

Bei der TTA Rapid wird die Cris­ta tbiae nach vor­ne ver­setzt und der Spalt mit einem Käfig sta­bi­li­siert.

TTA heisst Tibi­al Tube­ro­si­ty Advance­ment

Die­se bei­den Ope­ra­ti­ons­me­tho­den sind allein schon wegen des benö­tig­ten Instru­men­ta­ri­um wesent­lich auf­wän­di­ger und teue­rer (ca 2500–3000€). Sie sind aber auch nicht der Weis­heit letz­ter Schluss. Aller­dings kom­men die ope­rier­ten Hund wie­der sehr schnell zum Lau­fen und in Bewe­gung.

Wel­che Metho­de für Ihr Tier nun die rich­ti­ge Wahl ist, hängt von vie­len Fak­to­ren ab, das muss in einer genau­en Unter­su­chung her­aus­ge­fun­den wer­den. Pro­fi­tie­ren Sie von mei­ner jah­re­lan­gen Erfah­rung als Tier­arzt

Dr Peter Neu
Tier­arzt

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