Erst konnten wir mit dem Fall nichts anfangen, aber aufgrund ähnlicher Beobachtungen in anderen Tierarztpraxen muss ich eine sehr dringende Warnung an alle Katzenbesitzer aussprechen.
Vorgestellt wurde mir letzte Woche Kater “Carlo” ein 9 jähriges Tier, das bisher kerngesund war. Er war von der Polizei auf der Strasse gefunden worden, die brachten Ihn zu seinem Besitzer, und die Carlo in meine Praxis.
Carlo lag in Seitenlage und litt unter extremen Krämpfen. Kaum möglich, ihm einen Venenkatheter zu legen, er war tief im Schock. Die Pupillen waren völlig verengt, nur noch als kleine Striche zu erkennen. Niemand wusste, was mit ihm widerfahren war. Die Liste der möglichen Diagnosen reichte von Epilepsie über Autounfall, Unterzucker bis hin zur Vergiftung. Das Blutbild war annähernd normal, die Röntgenbilder auch. Nur die Körpertemperatur war bei Carlo auf 32 Grad statt der normalen 38,5 Grad. Das veranlasste uns den Kater mit viel warmer Infusionsflüssigkeit zu versorgen und in einer Wärmebox (Intensiv Care Unit) unterzubringen. Gegen die Krämpfe bekam Carlo sehr starke antiepiletische Mittel, die bis zum Erreichen einer bestimmten Blutkonzentration gesteigert wurden. Es dauerte fast einen ganzen Tag bis Carlo wieder zu Kräften kam und die Temperatur stieg auch wieder ganz allmählich an. Gegen Abend war er schon wieder so fit, dass er am nächsten Morgen wieder nach Hause entlassen wurde. Die Diagnose konnten wir letzte Woche noch nicht stellen. Nachdem, laut eines internen Forums für Tierärzte, solche Fälle aber nun ständig in anderen Praxen in ganz Deutschland bekannt werden, wir die Sachlage klarer.
Es handelt sich um eine neues Rattengift mit dem Wirkstoff (alpha Chloralose) Chloralhydrat, welches auch überall in den Baumärkten und Amazon angeboten wird. Beispielsweise enthält das Produkt Neudorff “Sugan” diesen Wirkstoff. Er tötet die Nagetiere durch UNTERKÜHLUNG. Zwar ist der Hersteller bemüht und fordert die regelrechte Ausbringung des Giftes in Köderboxen, es scheint aber so zu sein, dass Katzen das Gift trotzdem aufnehmen, vielleicht auch durch vergiftete Mäuse selbst. Es scheint dahingehend eine Sicherheitslücke zu geben, vielleicht auch dadurch dass das Gift eben nicht in den Köderboxen ausgelegt wird. Kennt man das Vergiftungsbild nicht, kann es leicht mit einem epiletiformen Anfall verwechselt werden.
Chloralhydrat fand bisher auch als Medikament für Pferde und als Schlaf- und Beruhigungsmittel zur Verfügung. Der Stoff hat Wirkung auf das Zentralnervensystem und führt zu Krämpfen, Konvulsionen und zu komatösen Zuständen.
Die ersten Symptome treten nach 30 Minuten bis zu 4 Stunden auf. Das Hauptmerkmal ist das Absinken der Köperinnentemperatur bis zu 30 Grad und eben diese engen, strichförmigen Pupillen. Ein spezifisches Gegenmittel ist nicht bekannt. Chloralhydrat lässt sich nur Im Speziallabor nachweisen Erholen die Tiere sich unter Intensivbehandlung, heilen sie aus und werden wieder völlig gesund.
Weitere Info unter https://www.vetpharm.uzh.ch/clinitox/toxdb/KLT-016.htm