Heute möchte ich Euch “Cila” vorstellen.
Sie kam in unsere Praxis mit einem typischen Vorbericht, nämlich “Erbrechen von großen Mengen Schaumes”. Schuld war offenbar ein Osterbrot, welches sie sich geklaut und mit großer Gier gefressen hatte. Da es sich bei Cila auch noch um einen großrahmigen Hund handelt, war die Diagnose sofort klar. Sie hatte eine Magendrehung.
Man konnte auch den typischen ” hohlen Schuhschachtelton” hören wenn am bei Cila auf die seitliche Brustwand klopfte.
Cila bekam sofort einen Venenzugang gelegt und eine Infusion mit Schmerzmittel und kreislaufstützenden Medikamenten. Der Magen wurde an seiner höchsten Position mit etlichen Kanülen punktiert um erst mal die Luft abzulassen. Es wurde ein Röntgenbild angefertigt. Das Röntgenbild zeigte die massive Aufgasung des Magens mit der typischen Einziehung (“Falte”) die durch das sich einklemmende Milz-Nierenband entsteht. Es handelte sich also wirklich um eine Magentorsion und nicht bloss um eine Magenaufgasung .Der Herzschatten und das Abhören des Herzens waren zu dem Zeitpunkt ohne besonderen Befund.
Cila stabilisierte sich unter der Infusion, man konnte sogar eine Magensonde schieben und einen Teil des Magens durch Auspumpen entleeren. Eine zweite Aufnahme zeigte dann aber, dass trotz der Sonde eine völlige Entleerung des Magens nicht möglich war. So wurde sie dann nach der üblichen Methode durch Eröffnung und Entleerung des Magens operiert. Die Magenwand war schon leicht angegriffen und sah “ungesund” aus. Die Milz durch die Stauung stark vergrößert. Nach Festnähen des Magens in seiner richtigen Position wurde alles wieder verschlossen. Ein mitlaufendes EKG zeigte zu diesem Zeitpunkt keine Auffälligkeiten. Cila wachte recht komplikationslos aus der Narkose auf und blieb erst an der Infusion in der Station.
Am Abend erfolgte eine Kontrolle. Es fiel auf, dass ihr Herzschlag schnell und nicht rhythmisch war. So fertigten wir ein EGK an. Dies bestätigte die Vermutung. Ventikuläre Extrasystolen VES ‑ein sehr gefährlicher Zustand !
Was ist nun eine VES Ventrikuläre Extrasystole ?. Ein normaler Herzschlag geht von dem Sinusknoten aus, erregt der Vorhof P und dann die Hauptkammer QRS. Danach entspannt sich das Herz wieder in der Diastole bis T. Beim VES hat man eine völlig unkontrollierte Erregung des Herzmuskles, ähnlich wie ein Krampf, bei dem sich das Herz irgendwie, aber nicht koordiniert, zusammenzieht. Das führt natürlich nicht zu einem vernünftigen Herzschlag sondern zum funktionellen Herzversagen.
Die einzige Chance dies zu vermeiden war eine sogenannte Kardioversion.
Man gibt Lidocain 1–2% als Bolusinjektion. Diese Injektion lähmt das Herz für einen kurzen Moment und wenn es dann wieder “anspringt” kann es sein, dass es wieder in seinem normalen Rhythmus schlägt. Ähnlich wie bei einem Defibrillator.
Das ist nun der Zustand während und nach der Kardioversion:
Man kann sehr schön erkennen, wie sich das Herz normalisiert und wieder reguläre QRS Komplexe entstehen. Das Lidocain wird dann über eine Dauertropfinjektion weiter verabreicht. Danach geht man auf Medikamente wie Rhythmonorm über, die man im besten Fall aber nach Normalisierung der Verhältnisse in Magenwand und Milz, also nach 5 Tagen, wieder absetzen kann.